(Dies ist Blogbeitrag 1 von 7 aus der Serie „Unser Werte-Kanon“. Alle weiteren Beiträge gibt es hier.)
Ich bin seit wenigen Wochen Praktikantin bei code-x. Mein Name ist Stella Finke, ich bin 18 Jahre alt und das ist alles vollkommen unwichtig.
Was entscheidend ist: Ich lerne das Unternehmen, auf dessen Seite Sie sich gerade befinden, von Grund auf neu kennen. Eventuell befinden Sie sich da ja in einer ähnlichen Situation.
Die Arbeitswelt hat sich verändert: während noch vor Kurzem das ungeschriebene Gesetz galt, dass von Mitarbeitenden mehr oder weniger alles verlangt werden kann und man sich immer entweder fügt oder hart kämpfen muss, um beruflich voranzukommen, wird nun immer mehr Wert auf das Drumherum der eigentlichen Arbeit gelegt. Bessere Arbeitsbedingungen, Work-Life-Balance und nicht zuletzt ein Umdenken im Umgang mit Fällen von Intoleranz oder Belästigung im zwischenmenschlichen Bereich – man spürt Veränderung, und es drängt sich einem immer mehr auf, zu definieren, was zu tun ist, um Arbeit angenehmer, gesünder und effizienter für alle Beteiligten zu gestalten.
Tatsächlich war es aber weniger dieser gesellschaftliche Umschwung, der code-x dazu inspirierte, sich selbst einmal damit auseinanderzusetzen – die Motivation dafür kam eher von innen heraus.
Eine Agentur im Wandel
Es gibt code-x inzwischen bereits seit 1996; es haben sich hier also, gerade durch den digitalen Schwerpunkt des nun schon fünfundzwanzigjährigen Unternehmens, zwangsläufig bereits Veränderungen gezeigt. Allerdings stieß das Team in verschiedenen Bereichen der Zusammenarbeit immer wieder auf einen gewissen Widerstand, den es zu überwinden galt. Es musste also herausgefunden werden, was code-x aufhält beziehungsweise schwächt, und, um wirklich eine Verbesserung zu erzielen, ein klares, unmissverständliches und vor allem beständiges Konzept geschaffen werden, an dem sich alle Bestandteile dieses Teams gemeinsam orientieren können.
code-x hat die Frage nach diesem Konzept auf eine interessante Art gelöst: im Zuge der Identitätsfindung setzte sich das Team vor einigen Jahren zusammen und startete den Versuch, zu definieren, was es ausmacht; was nötig ist, um gemeinsame wie eigenständige Arbeit besser zu gestalten. Hierbei ging es laut den Mitgliedern dieses Teams weniger darum, code-x neu zu erfinden, und mehr darum, die Art zu schärfen, wie das Unternehmen ohnehin schon immer war. So basieren die Werte, die letztendlich infolge dieser Gespräche aufgestellt wurden, klar darauf, wie sich die Menschen, die dieses Unternehmen ausmachen, selbst sehen und was ihnen als Gemeinschaft wichtig ist. Sich als ein Team von vielen verschiedenen Persönlichkeiten auf bestimmte gemeinsame Werte zu einigen, ist sicher nicht unkompliziert, doch dadurch, dass diese Werte den gemeinsamen Konsens repräsentieren, etwas, dass das Team verbindet, lassen sich die Werte leichter begrenzen.
Die sechs Werte, die sich in diesen Gesprächen und Workshops herauskristallisierten, waren:
- Mut
- Respekt
- Verbindlichkeit
- Freiheit
- Offenheit
- Vertrauen
Tatsächlich wurde einer dieser Werte, Offenheit, später durch „Neugier“ ersetzt, was zeigt, dass auch dieses System dynamisch ist und man sich fortlaufend damit auseinandersetzt, wie man mit diesen Werten und wie die Werte mit code-x wachsen kann. Das bedeutet übrigens keinesfalls, dass Offenheit hier nun weniger wichtig ist, allerdings hat man sich dagegen entschieden, Offenheit weiter als Wert zu betrachten; stattdessen nimmt sie jetzt die Rolle eines Prinzips ein.
Um die praktische Bedeutung der Werte zu erklären, sollte an dieser Stelle gesagt werden, dass man sich dabei nicht darauf verlässt, dass jede Person mit sechs stumpfen Begriffen etwas anzufangen weiß. Tatsächlich ist die Beziehung, in der Werte, Prinzipien und Regeln hier zueinander stehen, deutlich komplexer. Um diese Beziehung dennoch leicht verständlich zu veranschaulichen, nahm man sich also eine geometrische Form zur Hilfe: das Quadrat.
Das Wertequadrat
Bei code-x besteht zu jedem der sechs Unternehmenswerte ein eigenes Quadrat, in dem die jeweilige Position zu diesem Wert klar veranschaulicht wird. In jeder Ecke dieser Quadrate steht ein Wert, dabei stehen in den oberen beiden Ecken Werte mit positiven Assoziationen und in den unteren beiden Ecken gemeinhin als negativ betrachtete Werte. Hierbei stellen die Werte auf der rechten Seite Gegensätze zu den Werten auf der linken Seite dar. Obwohl in der linken oberen Ecke immer der Wert steht, der sich auch in der Aufstellung von code-x finden lässt, befindet sich die Position von code-x zu diesem Thema immer auf der oberen Kante des Quadrats in Richtung dieser Ecke, allerdings nicht klar darin. Dabei soll das Konzept des Quadrats helfen: indem man sich daran erinnert, wie die Übertreibung der eigenen Werte aussieht und dass das Gegenteil der eigenen Werte auch positiv ausgelegt werden kann, trifft man seine Entscheidungen dennoch mit Bedacht.
Dadurch, dass man sich die Übertreibung des Gegenstückes zum eigenen Wert vor Augen führt, trifft man allerdings trotzdem bewusst die Entscheidung für einen der beiden Werte.
Zu jedem der sechs Werte gibt es ein solches Quadrat, bestehend aus jeweils vier Begriffen: dem Wert an sich, dem positiven Gegenstück zu diesem Wert und die Übertreibung bzw. negative Auslegung dieser beiden Werte.
Zum Beispiel: nimmt man den Wert „Freiheit“, für den man sich bei code-x entschieden hat, so ist der Wert, der ihm gegenüber steht, Sicherheit.
Das dient dazu, die Werte in eine Perspektive zu setzen, man sagt also: „Wir entscheiden uns für Freiheit statt für Sicherheit.“ Dass Sicherheit etwas mindestens genauso Positives oder Wichtiges ist, lässt sich nicht bestreiten, doch gerade deswegen ist es so wichtig, zu verstehen, weshalb sich code-x für Freiheit entschieden hat. Helfen können dabei die negativen Extreme der beiden Werte, Willkür und Blockade.
Willkür ist hierbei das Ausmaß oder die Folge von zu viel Freiheit, während Blockade das ist, wovon sich code-x durch eine Entscheidung gegen Sicherheit entfernen möchte.
Doch entscheidet man sich hier überhaupt gegen Sicherheit? Und wenn ja, wofür ist das Quadrat dann eigentlich genau gut?
Nun, in diesem Quadrat steht jeder Wert an einer bestimmten Position, doch die Position von code-x in diesem Gebilde ist eine andere. Es ist nicht so, dass sich das Unternehmen hier zu hundert Prozent auf der Position von Freiheit sieht; man geht nur in die Richtung. Auf der Linie zwischen Freiheit und Sicherheit steht man also entschieden in Richtung Freiheit, besinnt sich aber genug auf Sicherheit, um nicht willkürlich zu handeln.
Genau diese Position stellen auch die anderen Wertequadrate dar: code-x befindet sich immer eher auf der Seite des Wertes, der in der oben gezeigten Liste steht, behält dabei aber den Sinn und Nutzen des jeweils positiven Gegenstückes im Auge und besinnt sich, wenn nötig, eben eher auf diesen.
Werte ≠ Prinzipien ≠ Regeln
Welchen Stellenwert die sechs Werte konkret haben und wie sie umgesetzt werden können, zeigt jedoch ein anderes System. Während sie zusammengefasst das verkörpern, was code-x am Herzen liegt, bieten diese Begriffe an sich nur wenig Orientierung zum Handeln. Deswegen sind die sechs Werte klar von Prinzipien und Regeln zu unterscheiden.
Aus diesen Werten, den Grundpfeilern, die das Konstrukt der Arbeitsmoral von code-x ausmachen, ergeben sich Prinzipien.
Nimmt man beispielsweise Vertrauen als Wert, so kann sich daraus vieles weitere ergeben: Ehrlichkeit, Fehlertoleranz, Transparenz; all diese Begriffe stehen für Prinzipien, die aus dem Wert Vertrauen abgeleitet werden können.
Wenn man sich wiederum mit diesen Prinzipien auseinandersetzt, kann man aufgrund dieser Entscheidungen treffen, Regeln aufstellen und seinen Arbeitsalltag danach gestalten.
Es hängt somit an jedem Wert ein eigenes Konstrukt an Assoziationen und Schlussfolgerungen, das nun in diesem 6-Werte-Paket verpackt ist. Die freie Auseinandersetzung mit diesem Konzept erlaubt es Mitarbeitenden allerdings trotzdem, sich eigene Regeln zu schaffen oder ganz ohne Regeln je nach Situation – aber immer im Kern im Sinne der gemeinsamen Werte und Prinzipien – zu entscheiden.
Selbst diese Herangehensweise zeigt bereits: Man ist hier bereit, um die Ecke zu denken, freie Entfaltung zuzulassen, man hat Vertrauen in die Fähigkeiten des Teams. All das besteht ganz im Sinne der Werte. Nicht nur hier, auch in zahlreichen anderen Bereichen der Arbeit von code-x findet man immer wieder die Signatur der sechs Werte.
Was es mit diesen Werten allerdings im Einzelnen auf sich hat, wie sie konkret umgesetzt werden und wieso man sich für jeden von ihnen entschieden hat, dem werde ich in den sechs Artikeln, die in der nächsten Zeit diesem folgen werden, auf den Grund gehen.